Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko für Motorräder
Es gibt Versicherungen, an denen kommst du sowohl als Motorrad-Fahranfänger als auch als PKW-Fahranfänger nicht vorbei. Und es gibt solche Versicherungen, die zwar nicht zwingend erforderlich sind, dafür aber umso nützlicher. Gerade als Motorradfahrer solltest du hier ein wenig über den Tellerrand schauen (Stichwort Vorsorge und Verantwortung). Dazu aber später mehr.
Inhaltsverzeichnis
- Die KFZ-Haftpflichtversicherung für Motorrad und PKW
- Wonach richtet sich die Höhe meiner monatlichen Versicherungsprämie?
- Beispiel: Was fährst du für eine Maschine?
- Haftpflicht, Motorrad-Teilkasko oder Motorrad-Vollkasko?
- Welche Schäden deckt die Teilkasko ab?
- Die Vollkasko-Versicherung, Beispiel Vandalismus
- Was deckt die Motorrad-Vollkasko Versicherung ab?
- Was deckt die Motorrad-Vollkasko Versicherung nicht ab?
- Wann lohnt sich eine Vollkasko-Versicherung für ein Motorrad?
- Welche Selbstbeteiligung bei der Kasko wählen?
- Welche Auswirkungen haben die jährliche Fahrleistung und der nächtliche Stellplatz (Garage, Hof) auf die monatlichen Versicherungsprämien?
- Fazit und Zusammenfassung
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Die KFZ-Haftpflichtversicherung für Motorrad und PKW
Die Haftpflicht ist die wichtigste aller Versicherungen. Allerdings solltest du dir zu gegebener Zeit auch Gedanken um das Thema der Vorsorge und Verantwortung mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung, Lebensversicherung und Unfallversicherung machen.
Egal wie gut du versichert bist, greife bitte immer auf einen vernünftigen Motorradhelm, egal ob Klapphelm oder einen Integralhelm zurück, denn was nützt dir eine günstige Versicherung, wenn du nur noch Hackbraten im Kopf hast.
Und vielleicht solltest du sogar eine Motorrad Airbag-Weste für Motorradfahrer in Betracht ziehen.
Forrest Gump sagte treffenderweise »Shit happens - Scheiße passiert«. Und das ist leider so. Und du musst nicht immer daran schuld sein.
Bei der Motorrad-Haftpflichtversicherung handelt es sich um eine Pflichtversicherung, ohne die du dein Fahrzeug, egal ob Motorrad oder PKW, im Straßenverkehr nicht führen darfst.
Das Fahren ohne Versicherungsschutz hat Auswirkungen auf deine Probezeit, aber auch auf deinen Geldbeutel, denn im Schadensfall haftest du nämlich mit deinem Portemonnaie, also mit deinem Vermögen.
Ob du dich eher für eine Motorrad-Versicherung mit guten Bewertungen, einem guten Ruf oder einem bekannten Namen entscheidest oder einfach nur eine günstige Motorrad-Versicherung suchst, ist dir überlassen.
Mir waren Ruf, Name und Bewertungen herzlich egal, ich wollte die billigste Motorrad-Haftpflicht haben und mehr nicht.
Diese Kfz-Haftpflichtversicherung musst du haben, daran führt kein Weg vorbei. In der Regel wirst du eine solche Versicherung online abschließen, denn dann bekommst du deine eVB Nummer gleich nach Vertragsschluss online und kannst damit dein Motorrad oder PKW zulassen. Hier solltest du zuvor einen Kfz-Haftpflichtversicherung Versicherungsvergleich für dein Motorrad machen. Dafür siehst du hier einen kleinen Haftpflicht-Vergleichsrechner für Motorräder, den ich dir in Zusammenarbeit mit Tarif Check24 (besser bekannt als Check24 aus dem Fernsehen) anbieten darf.
Wonach richtet sich die Höhe meiner monatlichen Versicherungsprämie?
Die Kalkulation von Versicherungsprämien, die deine Motorrad-Haftpflichtversicherung im Hintergrund für dich gemacht hat, ist sehr komplex. Darüber existieren ganze Diplomarbeiten und sogar Doktoranden-Dissertationen. Ich erkläre nun kurz die wichtigsten Merkmale, die eine Motorrad Versicherung heranzieht:
- Was fährst du für eine Maschine?
- Wie alt bist du?
- Wie lange bist du bereits im Besitz einer Fahrerlaubnis?
- In welcher Regionalklasse befindest du dich ("Wo wird das Bike zugelassen?")
Was fährst du für eine Maschine?
Anders als bei PKW und Autos erfolgt bei einer Motorrad Versicherung keine Einteilung in Typklassen.
Ob Chopper oder Rennsemmel, ob GSXR1000 oder Virago spielt hier zunächst keine Rolle.
Motorradversicherungen gehen hier überwiegend nach Leistung und Hubraum.
Hier trifft eine Versicherung für Motorräder vereinfacht gesagt die Annahme »Wer viel Power hat, nutzt die auch und verunfallt schneller...«.
Das stimmt natürlich nicht immer, aber der Einzelne interessiert hier nicht, sondern die Statistik über die Gesamtheit. Und die sagt leider, dass das stimmt.
Aber sein wir doch mal ehrlich: Wer kauft sich ein 160 PS Motorrad, um damit gemütlich zur nächsten Eisdiele zu fahren?
Ich habe gerade (24.01.2019) mal testweise folgende Versicherungsvergleiche (nur Haftpflicht, keine Teilkasko) mit meiner GSXR1000 K1 mit 160 PS gemacht:
- GSXR1000 K1 mit offener Leistung (160 PS): ca. 24,45 € / Monat
- GSXR1000 K1 mit gedrosselter Leistung (98 PS): ca. 19,49 € / Monat
- GSXR1000 K1 mit auf 48 PS gedrosselter Leistung (Einsteiger Stufenführerschein): ca. 10,25 € / Monat
Haftpflicht, Motorrad-Teilkasko oder Motorrad-Vollkasko?
Ob die Haftpflicht für dein Motorrad ausreicht, kannst nur du selbst entscheiden.
Wichtig ist, dass du dir diesen Quatsch mit dem Wechselkennzeichen für Motorräder sofort aus dem Kopf schlägst, wenn du mehrere Motorräder hast (mindestens 2) und diese immer mal wieder im Wechsel fahren möchtest.
Eine Teilkasko-Versicherung für Motorräder ist meist schon zu einem geringen Aufpreis möglich.
Ich habe dazu mal mit meiner Maschine, einer GSXR1000 K1 mit offener Leistung (160 PS) einen Versicherungsvergleich mit Haftpflicht und Haftpflicht inkl. Teilkasko durchgeführt.
Als Fahranfänger zahle ich eine monatliche Prämie in Höhe von 24,45 € für die Haftpflicht.
Naja, bei 160 PS ist das auch kein Wunder. Nehme ich bei der gleichen Versicherung eine Teilkasko mit 150 € Selbstbeteiligung dazu, kostet mich der Spaß 30,77 € im Monat, das sind dann rund 6 € mehr im Monat.
Dafür deckt die Teilkasko aber auch Schäden ab, die die reine Haftpflicht nicht abdeckt. Denn Aufgabe der Haftpflichtversicherung ist lediglich, Fremdschäden abzudecken.
halt drauf, sonst gibt's keine Knete."
Welche Schäden deckt die Teilkasko ab?
Der wichtigste Punkt ist meiner Ansicht nach die Absicherung bei Diebstahl. Auch wenn du dein Motorrad gegen Diebstahl absichern kannst bedeutet das nicht, dass man es nicht mehr klauen kann. Selbst dann, wenn man ein günstiges gebrauchtes Motorrad für 2000 € oder 3000 € fährt und der Ofen auf einmal gestohlen wird, ist das sehr ärgerlich. Hast du die Kohle, dir dann gleich eine neue Maschine zu kaufen? Eine Teilkasko kostet in meinem Fall rund 6 € im Monat mehr. Das sind lächerliche 72 € im Jahr. Bei dem derzeitigen Wert meiner Maschine von ca. 3500 € fallen 72 € im Jahr Aufpreis nicht wirklich ins Gewicht. Dafür habe ich meine Ruhe. Auch Brandschäden, Naturgewalten und Wildunfälle sind übrigens abgedeckt. Bei Wildunfällen sollte man jedoch immer bedenken, dass das Ausweichen mit anschließendem Unfall nicht als Wildunfall gilt und damit nicht unter den Geltungsbereich einer Teilkasko fällt. Erst dann, wenn du das Vieh wirklich umnietest ist das verletzte oder tote Tier dein Nachweis für einen Wildunfall. Klingt hart, ist aber leider so. Hast du also Bambi vor dem Bike, halt drauf. Sonst gibt's keine Kohle. Oder du versuchst es mit einer Gefahrenbremsung. Das hast du in der Fahrschule ja bis zum Erbrechen geübt.
Die Vollkasko-Versicherung
Vandalismus
Immer wieder lockt ein in öffentlichen Bereichen abgestelltes Motorrad Spinner und Vandalen magisch an, wie hier im Video, aufgenommen von einer Überwachungskamera in den USA, zu sehen ist. Zwei besoffene Mädels und zwei Motorräder. Gleichgewichtssinn? Keiner. Selbst ein solch kleiner Seitenkipper kann leicht mehrere Hundert Euro kosten. Oder mal eben aus Neid die Maschine umkicken oder im Suff einen Blinker abbrechen, alles schon passiert. Die Ideen gehen den Dummen nie aus.
Was deckt die Motorrad-Vollkasko Versicherung ab?
- Selbst verursachter Verkehrsunfall (nur wenn kein Vorsatz, Alkohol oder Drogen im Spiel ist)
- Vandalismus
- Teilkasko-Leistungen in der Regel inklusive (z. B. Diebstahl, Wildunfall, Naturgewalten, Brand)
Was deckt die Motorrad-Vollkasko Versicherung nicht ab?
Bei Alkohol am Steuer (Trunkenheitsfahrt) wie hier bei einem betrunkenen Motorradfahrer in China, ist nicht nur deine Vollkaskoversicherung aus der Nummer raus, sondern auch deine Haftpflicht. In diesem Falle wird sich die Haftpflicht-Versicherungsgesellschaft einen Teil des Schadens von dir wiederholen. Dies nennt sich auch Regress bzw. Regressanspruch (=Schadensersatzanspruch durch die Versicherung gegen dich). Die Vollkasko wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keinen Cent ausschütten (regulieren). Vollkasko-Versicherungen greifen also nicht bei:
- Trunkenheitsfahrt
- Fahren unter Drogeneinfluss
- Mutwillig selbst herbeigeführte Beschädigungen (auch Vorsatz)
- Grobe Fahrlässigkeit, z. B. überhöhte Geschwindigkeit, riskante Überholmanöver usw. (Teilschuld bis Totalverlust des Versicherungsschutzes möglich)
- Schäden / Unfälle in Folge mangelnder Wartung
- Erloschene Betriebserlaubnis, beispielsweise bei verbauten Teilen, die keine ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) haben oder die nicht im Straßenverkehr verwendet werden dürfen (z. B. Power Commander, Verwendung bedeutet, dass die Betriebserlaubnis erlischt)
Wann lohnt sich eine Vollkasko-Versicherung für ein Motorrad?
Wie ich bereits etwas weiter oben geschrieben habe, ist eine Vollkaskoversicherung für ein Motorrad meiner Leistungsklasse (160 PS) sehr teuer (rund 262 €/Monat bei meinem letzten Versicherungscheck). Allerdings habe ich dort auf die kleinste Selbstbeteiligung (150 €) geprüft.
Welche Selbstbeteiligung bei der Kasko wählen?
Geht man auf eine SB (Selbstbeteiligung) von 1000 €, würde mich die Nummer nur noch rund 170 € im Monat kosten (Vollkasko). Wähle ich unter 1000 € schießen die Beiträge hoch, wähle ich mehr als 1000 € Selbstbeteiligung, verändern sich die monatlichen Kosten nicht. 1000 € ist also zumindest in meinem Fall die ideale Selbstbeteiligung, wenn man erträgliche monatliche Kosten haben möchte. Sowas macht bei einer günstigen Gebrauchtmaschine natürlich wenig Sinn.
Welche Auswirkungen haben die jährliche Fahrleistung und der nächtliche Stellplatz (Garage, Hof) auf die monatlichen Versicherungsprämien?
Ich habe testweise übrigens mal als nächtlichen Stellplatz den eigenen Hof und einmal die Garage gewählt. Erstaunlicherweise hatte das keine Auswirkungen auf die monatlichen Kosten in meinen Motorrad-Kasko-Vergleich. Auch die Veränderung der jährlichen Fahrleistung auf 2000 km, 15000 km und 22000 km hat am Preis nichts geändert. Üblicherweise kommt eine Vollkasko für Motorräder wegen der hohen Kosten also nur in folgenden Fällen in Betracht:
- Einem neuen Motorrad (Neumotorrad)
- Bei Motorrad-Leasing oder einer Motorrad-Finanzierung per Kredit
- oder wenn das Motorrad sehr selten bzw. einzigartig / wertvoll ist (z. B. einem Custom-Bike)
Mein Fazit und Zusammenfassung
Für mich ist die Kombination von Haftpflicht und Teilkasko die beste Kombination, da ich ein Gebrauchtmotorrad mit einem Restwert von schätzungsweise 3500 € fahre. Eine Vollkasko lohnt sich hier nicht. Wenn ich mir aber irgendwann mal ein neues Motorrad gönne und / oder das (teure) Motorrad leasen oder finanzieren sollte, dann werde ich zumindest in den ersten 2-3 Jahren auf eine Vollkasko zurückgreifen. Auf die Teilkasko kann man natürlich verzichten, was ich aber nur dann machen würde, wenn das Motorrad so gut wie nichts mehr wert ist.
So long
DLzG
Euer Boris
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