Wie genau ist mein Motorrad Tacho? Wie schnell fahre ich wirklich?
In diesem Beitrag erkläre ich euch, wie ihr dank Tachoabweichung und Toleranz viel schneller als erlaubt fahren könnt, ohne Punkte oder Fahrverbote zu kassieren. Glaubt ihr nicht? 100 km/h erlaubt, 133 km/h fahren. Ohne Punkte, ohne Fahrverbot. Ich rechne es euch vor.
Bitte lese den Haftungsausschluß am unteren Ende der Seite, den du auch über diesen Link erreichst.
Inhaltsverzeichnis
- Video - Motorrad-Cop macht Jagd auf Raser
- Schneller fahren, als erlaubt - dank Tachotoleranz
- Die Tachoabweichung, auch Tachovoreilung genannt
- Wie schnell kann ich denn nun wirklich mit dem Motorrad fahren?
- So schnell kannst du in der Probezeit fahren
- Die Berechnung der Tachoabweichung
- Probezeit und 50er Zone
- Probezeit und 70er Zone
- Probezeit und 100er Zone
- Außerhalb der Probezeit
- Außerhalb Probezeit und 50er Zone
- Außerhalb Probezeit und 70er Zone
- Außerhalb Probezeit und 100er Zone
- Tachovoreilung selbst messen und berechnen
- Haftungsausschluss
Video - Motorrad-Cop macht Jagd auf Raser
Wie ihr mittlerweile wisst, starte ich meine Beiträge gerne mit einem kleinen Video. Auch diesen Streifen möchte ich euch nicht vorenthalten.
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Schneller fahren, als erlaubt - dank Tachotoleranz
Wie ich in einem meiner letzten Beiträge schon geschrieben habe, kann man auch als Motorradfahrer geblitzt werden.
Die Blitzanlage Einseitensensor ESO ES3.0 Matrix, die ihr hier im Bild seht, blitzt seitlich und von hinten. Doch wie viel darf man "überziehen"? Ab wann gibt's wirklich Punkte und Fahrverbot?
Kleiner Vorgeschmack. Ihr könnt deutlich schneller fahren, als euch der Motorrad-Tacho sagt. Strafe kostet es natürlich trotzdem, wenn ihr erwischt werdet, aber es gibt zumindest weder Punkte noch Fahrverbot.
Warum das so ist, möchte ich euch in diesem Beitrag erklären und vorrechnen. Ich erkläre euch die Sache aber an zwei Beispielen - einmal für die unter euch, die noch in der Probezeit sind und für die, die die Probezeit bereits hinter sich haben.
Denn wer noch in der Probezeit ist, begeht mit 21 km/h und mehr außerorts einen A-Verstoß ( zu schnell in der Probezeit oder geblitzt in der Probezeit), und das bedeutet Nachschulung und Probezeitverlängerung.
Wer nicht mehr in der Probezeit ist, muss erst ab 26 km/h außerorts Konsequenzen befürchten (1 Punkt in Flensburg zzgl. Bußgeld).
Die Tachoabweichung, auch Tachovoreilung genannt
Okay, Theorie ist immer trocken. Aber ich möchte das Thema trotzdem kurz erklären, damit ihr diesen Beitrag auch wirklich versteht. Vielleicht ist es euch schon mal aufgefallen. Ihr fahrt durch eine Ortschaft. In manchen Orten stehen diese kleinen Hobby-Radargeräte mit der Aufschrift "Sie fahren gerade 53 km/h" und darunter ein roter oder grüner Smilie, je nachdem, ob ihr zu schnell fahrt oder gerade noch im Rahmen seid. Dann schaut ihr auf euren Tacho und stellt fest, dass der Tacho irgendwie mehr anzeigt. Je nach Fahrzeug, Fahrzeug-Alter und Tacho fahrt ihr also rund 45 km/h, wenn der Tacho 50 km/h anzeigt. Die Nummer wird auch Tachovoreilung genannt. Diese "gewollte Tacho-Toleranz" ist sogar im Gesetz definiert, zu finden in der EG Richtlinie 75/443/EWG.
Klingt ... verwirrend, oder? Vereinfacht gesagt bedeutet diese Richtlinie, dass dein Tacho zu viel anzeigen muss. Die Tacho-Abweichung darf jedoch nicht mehr als 10% + 4 km/h betragen. Diese Abweichung kann aber von Fahrzeug zu Fahrzeug völlig unterschiedlich ausfallen. Ich habe die Tachovoreilung an 2 Motorrädern und einem Auto getestet und komme je nach Fahrzeug und Geschwindigkeit (Stadtverkehr oder Autobahn) auf 7-10% Abweichung.
Wie schnell kann ich denn nun wirklich mit dem Motorrad fahren?
Okay, okay, ruhig Brauner. Dann wollen wir mal rechnen. Ich habe die Tachovoreilung an meiner GSXR1000 K1 bei 2 Geschwindigkeiten gemessen (50 und 70 km/h laut Tacho). Daraus habe ich errechnet, dass meine Tachotoleranz ca. 7,6% beträgt. Dann habe ich mir eine Excel-Tabelle erstellt und die Geschwindigkeiten auf dem Tacho, die Geschwindigkeiten per GPS-Messung und dazu die erlaubten Geschwindigkeiten 50er Zone, 70er Zone und 100er Zone erfasst. Das Ergebnis bedeutet nicht, dass du schneller als erlaubt fahren darfst. Es ist nach wie vor nicht erlaubt (=also verboten). Ich zeige euch nur, wie sich die Tachoabweichung nebst Messtoleranz des Blitzers auf die rechtlichen Konsequenzen auswirken können.
So schnell kannst du in der Probezeit fahren
Die Berechnung
Die nun folgenden Ergebnisse berücksichtigen, dass du innerhalb der Probezeit (in Deutschland) ab 21 km/h außerorts Ärger bekommst. 21 km/h setze ich hier also als Grenze an.
In Excel habe ich dies so gelöst, dass unter 21 km/h ein grüner Hintergrund in Excel angezeigt wird, ab 21 km/h und darüber ein roter Hintergrund.
Warum ich nicht auf eine Überschreitung innerorts eingehe? Ganz einfach.
Innerorts gelten in der Regel 50 km/h, 30 km/h in Sonderfällen (z. B. vor Kindergärten, Schulen und Altenheimen) oder Schrittgeschwindigkeit (ca. 4-7 km/h) in Spielstraßen (korrekter: verkehrsberuhigter Bereich).
Den Unterschied zwischen einer Spielstraße und einem verkehrsberuhigten Bereich kennst du ja bestimmt noch aus der Fahrschule. Nein? Ich auch nicht. Aber es gibt ihn.
Aber der Grund, warum ich auf Geschwindigkeitsverstöße innerorts nicht eingehe ist, dass es einen Sinn hat, weshalb du innerorts nicht zu schnell fahren darfst und auch nicht solltest.
Dort ist nämlich - eigentlich logisch, mit einem erhöhten Fußgängeraufkommen zu rechnen. Ich halte nicht besonders viel davon, innerorts zu rasen.
Probezeit und 50er Zone
Probezeit und 70er Zone
Probezeit und 100er Zone
Außerhalb der Probezeit
Wenn du dich nicht mehr in der Probezeit befindest, hast du ein wenig mehr Puffer, nämlich 4 km/h. Das bedeutet, dass dir zwar ein Punkt, aber kein Fahrverbot droht, wenn du außerorts maximal 25 km/h zu schnell fährst. Daher fallen die Berechnungen nun etwas toleranter aus. Aber Achtung: Wenn du 2 mal in einem Jahr mit 26 km/h oder mehr auffällig wirst, droht dir ein Fahrverbot.
Außerhalb Probezeit und 50er Zone
Außerhalb Probezeit und 70er Zone
Außerhalb Probezeit und 100er Zone
Tachovoreilung selbst messen und berechnen
Wenn du deine Tachoabweichung selbst messen möchtest, kannst du dies am besten mit einer GPS App machen. Dazu fährst du auf einem von dir festgelegten Stück Straße mit einer genau festgelegten Geschwindigkeit, sagen wir 130 km/h. Diese Geschwindigkeit solltest du ein paar Sekunden exakt halten, sagen wir 10 Sekunden. Während dieser Fahrt misst du mit einer App (z. B. Geo-Tracker) für Android deine reale Geschwindigkeit. Auf meiner Testfahrt (siehe Bilder) bin ich laut Tacho 51 km/h schnell gefahren und habe mich per GPS-App mit 47 km/h gemessen. Das entspricht einer Differenz von 4 km/h und damit einer Abweichung von 7,8%.
Nach Beendigung deiner Testfahrt schaust du dir einfach in der App an, wie schnell du gefahren bist. Da dein Tacho ja auf deiner Testfahrt eine bestimmte Geschwindigkeit (z. B. 130 km/h) und die App dir z. B. nur 120 km/h anzeigte, kannst du nun die Abweichung ausrechnen. 130 km/h minus 120 km/h = 10 km/h. Nun rechnest du 10 km/h (die Abweichung) geteilt durch die Tachogeschwindigkeit: 10 geteilt durch 130 = 0,0769 (gerundet). Diesen Wert nun nur noch mal 100 nehmen: 0,0769 mal 100 = 7,69% Deine Tachoabweichung beträgt also ca. 7,69%. Du solltest eine solche Messung bei verschiedenen Geschwindigkeiten durchführen, z. B. 50 km/h, 100 km/h und 130 km/h, da die Tachoabweichung bei höheren Geschwindigkeiten anders ausfallen kann, als bei bei geringen Geschwindigkeiten. Am Ende hast du also 3 verschiedene Abweichungen. Bitte rechne später nur mit der kleinsten Abweichung.
Haftungsausschluss
Liebe Leser, liebe Motorradfahrer, ich bin weder Jurist noch in sonstiger Weise zur Rechtsberatung befugt. Nur du entscheidest, wie schnell du dich im Straßenverkehr bewegst. Oben gemachte Angaben wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert und berechnet, dennoch sind Fehler nie gänzlich ausgeschlossen. Ich übernehme keinerlei Haftung für eine oder mehrere in Frage kommender Konsequenzen, die die wiederfahren. Bitte halte dich an die Straßenverkehrsordnung und an die in deinem Land geltenden Gesetze.
So long
DLzG
Euer Boris
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